Petra Stephan, geboren 1953 in Medingen im Landkreis Dresden, ist Psychologin. Sie kam mit einer beidseitigen Hüftdysplasie zur Welt sowie der Muskelerkrankung Myotonia congenita und ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Schon früh weckte ihr Elternhaus mit mehreren Generationen und angeschlossener Bäckerei ihr Interesse an Menschen und Geschichten. Sie bekam zunächst Hausunterricht, lebte als "Schüler-Patientin" u.a. in der orthopädischen Klinik in Birkenwerder bei Berlin, wo sie auch Abitur machte. Sie studierte Klinische Psychologie an der Humboldt-Universität und arbeitete ab 1976 in der Nervenklinik für Psychiatrie und Neurologie an der Charité als Fachpsychologin der Medizin und Dozentin. In einer halblegalen Selbsthilfegruppe hat sie Veranstaltungen zum UNO-„Jahr der Behinderten" 1981 mit vorbereitet und während der Wende 1989 den Gründungsaufruf des Neuen Forums unterzeichnet. Noch vor der Wieder-vereinigung und unter dem Einfluss des schwedischen Assistenz-Konzepts gründete sie in Ost-Berlin das „Berliner Zentrum für Selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen e.V.“ (BZSL). Seit 1991 arbeitete sie kontinuierlich an der Konzeptentwicklung und Durchführung von Peer-Counseling-Ausbildungen und Kursen in Deutschland.
„Von daher war ich es gewohnt, in Einrichtungen oder gegen Institutionen etwas durchzusetzen. Während ich zu Hause quasi verwöhnt wurde, musste ich in den Einrichtungen meine Freiheiten, sofern sie überhaupt möglich waren, immer erst mühsam durchsetzen. Dabei kam mir zugute, dass ich eine ziemlich erfolgreiche Schülerin war.“
„Am Anfang war man skeptisch gegenüber meinen Möglichkeiten, aber auch ehrlich. Mein erster Chef hat zu mir gesagt: Jetzt sind Sie schon ein halbes Jahr hier und ich wundere mich, dass das so funktioniert. Also muss ich mich wohl entschuldigen.“
„Es ist wichtig, dass man als Berater im Peer Counseling geschult wird, weil man manchmal „blinde Flecke“ hat und nicht genau weiß, wo die Grenzen sind und wo die Möglichkeiten. Was auch oft Thema dieser Weiterbildung war, ist der Trauerprozess, den man durchläuft, wenn man bestimmte Lebensziele wegen seiner Behinderung nicht erreichen konnte. So etwas muss man erst für sich verarbeiten, damit man anderen ein gutes Lebensmodell anbieten kann.“
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Dieses Interview wurde geführt von Andreas Brüning.