Horst Frehe wurde 1951 in Bremen geboren. Seit einem Unfall mit fünfzehn Jahren ist er querschnittgelähmt. Nach der Schule und dem Unfall lebte er zehn Jahre in Süddeutschland und machte dort eine Ausbildung zum Industriekaufmann, studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule der Stiftung Rehabilitation Heidelberg und Volkswirtschaft, Politikwissenschaft und Soziologie an den Universitäten Freiburg und Konstanz. Danach kehrte er nach Bremen zurück, begann ein Lehrerstudium und studierte Rechtswissenschaft. Er mischte sich intensiv in die Landespolitik ein und widmet sich noch heute der Behindertenpolitik.
Er war an der Gründung der „Krüppelgruppen“ und der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung beteiligt und nahm an spektakulären Protestaktionen teil, z.B. zum UNO-Jahr der Behinderten 1981 oder zur UN-Behindertenrechtskonvention.
Beruflich war er wissenschaftlich an der Universität Bremen und an zahlreichen anderen Hochschulen mit Lehraufträgen tätig, arbeitete 16 Jahre als Richter am Sozialgericht und vier Jahre als Staatsrat im Sozialressort. Acht Jahre war er Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft für Bündnis 90/DIE GRÜNEN.
Ich habe in der medizinischen Rehabilitationseinrichtung in Heidelberg-Schlierbach erkannt, dass man mit meiner Beeinträchtigung nur zwei Möglichkeiten hat: entweder man nimmt sein Leben komplett in die Hand und kämpft, oder man geht unter. Ich habe viele Menschen mit einer ähnlichen Beeinträchtigung gesehen, die untergegangen sind. Mir war klar, wenn ich nicht kämpfe, dann erreiche ich auch nichts. Dann gehe ich unter.
Franz Christoph und ich haben den sogenannten „Krüppelstandpunkt“ entwickelt. Unsere Position war, dass wir unsere Unterdrückung nur überwinden können, wenn wir direkt die Konfrontation mit Nichtbehinderten suchen und in unseren Gruppen keine Nichtbehinderten dulden. Das war der entscheidende Punkt in meinem Politisierungsprozess.
Mir war immer wichtig, dass Behindertenpolitik in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingebunden ist. Deshalb fand ich es falsch, als Behinderter auf Behindertenpolitik zurückgeworfen zu werden. Ich wollte die Behindertenpolitik als Teil der gesellschaftlichen Veränderung, als Teil der Gesellschaftspolitik begriffen wissen, mit einem starken sozialpolitischen Anteil, aber auch unter dem Menschenrechtsaspekt.
Wir sind völlig enttäuscht, dass der Reformwille der Bundesregierung so erlahmt ist und das Konzept, das mit dem Bundesteilhabegesetz verfolgt wurde, nicht in eine wirkliche Reform gemündet ist. Die UN-Behindertenrechtskonvention wird nicht wirklich umsetzt, sondern es wurden stattdessen zahlreiche neue Einschränkungen formuliert, sodass wir möglicherweise ein schlechteres Gesetz haben werden als vorher.
Ich werde einmal quer durch Australien und Tasmanien reisen. Ich finde Australien nicht nur landschaftlich besonders reizvoll, ich mag auch die Menschen. Ich kenne kein Land, in dem Menschen mit Behinderung so respektvoll behandelt und so unkompliziert und freundlich unterstützt werden. Außerdem faszinieren mich die Kultur, die Landschaft und die sozialen Strukturen in Australien. Ich fühle mich dort sehr wohl. Wenn ich jünger wäre, würde ich wahrscheinlich nach Australien auswandern. Deswegen habe ich auch einen längeren Aufenthalt geplant, um noch mehr von diesem Land kennenzulernen.
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Dieses Interview wurde geführt von Andreas Brüning.