Rebecca Maskos wurde 1975 in Bremen geboren und wuchs in Delmenhorst auf. Sie ist studierte Psychologin, freie Fachjournalistin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Disability Studies. Aufgrund ihrer angeborenen sogenannten Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta) ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen und bezeichnet sich selber als kleinwüchsig. Schon früh hatte sie für Hörfunk und Zeitungen geschrieben. Durch ihre Mitarbeit bei der behindertenpolitischen Zeitschrift „Die Randschau“ und  unter dem Eindruck eines Studienaufenthalts der Disability Studies in den USA kon-zentriert sie sich  auf Themen zu Behinderung und Behindertenpolitik, um auch in Deutschland die inklusive Gesellschaft voranzutreiben. Als Wissenschaftlerin setzt sie sich vor allem mit Themen wie Selbstbestimmung, Barrierefreiheit und verdeckte Be-hindertenfeindlichkeit (ableism) auseinander.

Ich habe auch gesehen, dass nicht nur ich von Ausgrenzung betroffen war, sondern auch viele andere Menschen. Und ich glaube, das hat schon sehr früh angefangen, dass ich mir dann Gedanken um Gesellschaft gemacht habe und versucht habe, Ant-worten zu finden auf so Fragen wie: Warum werden denn Leute ausgegrenzt? Warum gibt es diese ganzen sozialen Phänomene überhaupt? Das führt natürlich irgendwie dazu, dass man irgendwann auf die Idee kommt, man kann ja an seiner Situation et-was verändern! Man kann sich zusammenschließen! Wobei ich auch sagen muss, ich war nie so die Aktivistin, die irgendwie Demos organisiert hat oder so. Aber ich habe mich unglaublich gerne immer ausgetauscht über diese ganzen Dinge und war gerne dabei.

Aber ich war eben auch viel alleine. Was mich gerettet hat, war dieses tolle Studium. Und da bin ich irgendwie drangeblieben und habe halt in Deutschland dann auch mit anderen versucht eben, Disability Studies hier ein bisschen bekannt zu machen. Wir haben dann 2002, glaube ich, die AG Disability Studies gegründet, wo ich auch immer noch bin. Das ist so ein Netzwerk von behinderten Wissenschaftlern, Wissenschaftle-rinnen, die sich auf Disability Studies beziehen. Und das war eigentlich immer ein so wichtiges Thema für mich.

Behinderte Menschen sind abhängiger als nichtbehinderte - oft. Aber sie zeigen viel-leicht auch nichtbehinderten Menschen ihre Verletzlichkeit oder ihre Verwundbarkeit und zeigen vielleicht so ein bisschen, dass diese ganzen Illusionen, die sich nichtbe-hinderte Menschen machen über Stärke und Freiheit und solche Dinge, dass das zwar schöne Ideen und deren Ideale sind, dass aber Menschsein noch etwas ganz Anderes ausmacht.

Also Inklusion heißt immer, genug Assistenz und Unterstützung für alle Menschen ja. Und eigentlich würde eine inklusive Gesellschaft für mich heißen, dass wir eben nicht danach gucken, was kann jemand leisten oder danach gucken, sozusagen Leute in Behinderung einteilen oder in behindert oder nichtbehindert, irgendwie diese Tren-nung machen. Sondern eigentlich würde eine inklusive Gesellschaft für mich heißen, dass wir erst einmal gucken nach Bedürfnissen. So, welche Bedürfnisse haben wel-che Menschen? Und dann gucken, was können wir tun, um das zu unterstützen. Also dass eher nach Bedürfnissen und Unterstützung geguckt wird, ja. Und ich glaube, dann ergibt sich eine Gesellschaft, die eben nicht mehr so sehr auf Konkurrenz und Konfrontation ausgerichtet ist, sondern eher auf Kooperation.

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Dieses Interview wurde geführt von Andreas Brüning.