Internationales Jahr der Behinderten 1981, Eröffnungsveranstaltung am 24./25.1. in der Dortmunder Westfalenhalle, 1976 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf Antrag Libyens ausgerufenes „UNO-Jahr der Behinderten 1981“ (in der DDR: „Internationales Jahr der Geschädigten“), Motto „Einander verstehen – miteinander leben!“ im Sinne von Integration und Rehabilitation, provokanter Kontrast zum behindertenfeindlichen Alltag, zur Stellvertreter-Mentalität der Nicht-Behinderten und zur politischen Praxis der Sondereinrichtungen und Sonderhilfsmittel, die zu Isolation, Entmündigung und Misshandlung führten, Eröffnungsveranstaltung ohne organisatorische Beteiligung von Menschen mit Behinderung, Protestaktionen während des Festakts durch eine „Aktionsgruppe gegen das UNO-Jahr der Behinderten“ (gruppenübergreifendes Bündnis der „Krüppelbewegung“), die Anfänge der Selbstorganisation von Menschen mit Behinderung wurden in Gefahr gesehen, Podiumsbesetzung durch einen „Krüppel- und Wohltäterzug“:

„Heimwärter zogen in Uniform mit Schlüsseln und Bettpfanne am Gürtel neben Rollstuhlfahrern mit einer Pappuhr (‚12 Uhr - Wir dürfen mal wieder aufs Klo‘), ein Mann demonstrierte nackt im Rollstuhl die angebliche Geschlechtslosigkeit Behinderter, zur Halle 3, wo Carstens (Bundespräsident Carl Carstens) und Ehrenberg (Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung Dr. Herbert Ehrenberg) ihre Ansprachen halten sollten. Als die Spitze des Zuges die Bühne erreichte, besetzten sie Rollstuhlfahrer, die mit Ketten ihre Räder aneinanderfesselten. Weitere Rollstuhlfahrer umringten die besetzte Bühne. Gusti Steiner, einer der Besetzer: ‚Leute, keine Rede, die in diesen Jahr auf uns, über uns oder zum Teil mit uns gehalten wird, ist es wert, angehört zu werden, weil keine dieser Reden unsere Situation verändert.‘“ (Karin Fischer/Hannes Heiler: Carstens – geh doch lieber wandern, in: SPAK-forum 1981; Februar 10/11, Seite 24),

Verlesung einer Resolution durch die Besetzer für die Anerkennung des Selbstvertretungsrechts von Menschen mit Behinderung, Auftakt einer starken Politisierung der Behindertenbewegung und Beginn eines veränderten Bildes von selbstbewussten, aktiven Menschen mit Behinderung in der breiten Öffentlichkeit, Hintergrund der Protestaktionen bei der Eröffnungsveranstaltung des Intern. Jahrs d. Behind. war eine Großdemonstration von Menschen mit und ohne Behinderungen am 8.5.1980 in Frankfurt/Main gegen ein Urteil des Landgerichts Frankfurt, das einer Urlauberin die Minderung ihres Reisepreises zugestand, weil ihr Urlaubsgenuss durch Menschen mit Behinderung in ihrem Urlaubshotel beeinträchtigt worden sei, 1981 als das „1968“ der Behindertenbewegung.